Einen wichtigen Beitrag zur einer besseren Versorgung von Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen auf europäischer Ebene leistet die EULAR-Kampagne „Don‘t delay, connect today“, die vorrangig auf die Etablierung einer rascheren Frühdiagnostik abzielt und ein Leitmotiv des Kongresses bildete. Die rheumatologische Fortbildung wird durch die EULAR School of Rheumatology gefördert, die rheumatologische Forschung wird durch die EULAR Research Roadmap „RheumaMap“ beflügelt. Zum Erfolg des Kongresses trugen auch die unter dem Dach der EULAR befindliche europäische Patientenorganisation „People with Arthritis and Rheumatism in Europe“ (PARE) und der Zusammenschluss rheumatologischen Fachassistenzpersonals, den „Health Professionals in Rheumatology“ (HPR), bei.
Thematisch adressiert wurden neben der Grundlagen- und klinischen Forschung in der Rheumatologie auch die Immunologie, Osteologie und überschneidende internistische Fachgebiete, was den Kongress gleichermaßen für Rheumatologen, Forscher und Ärzte der Primärversorgung attraktiv gestaltete. Einen guten Überblick zu den neuen diagnostischen und therapeutischen Entwicklungen boten die sehr gut nachgefragten Clinical und Abstract Sessions sowie die bewährten HOT („How toTreat“)- und WIN („What Is New“)-Sessions mit meist über 500 Teilnehmern. Auf einem guten Weg sind neue Leitlinien zum primären Sjögren-Syndrom, zur Handgelenksarthrose sowie zu den Impfempfehlungen bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Zu den ANCA-assoziierten Vaskulitiden wurde ein Entwurf neuer Klassifikationskriterien von EULAR und ACR vorgestellt, abgeschlossen sind jene zum systemischen Lupus erythematodes (SLE).
Zur rheumatoiden Arthritis (RA) wurden weitere Phase-III-Daten zu dem nächsten vor der Zulassung in 2019 stehenden oralen JAK-1-Inhibitor Upadacitinib präsentiert. Von Interesse waren auch Studien zur Prädiktion des Übergangs von Risikopatienten mit Arthralgien und ACPA-Positivität zur klinisch manifesten RA, zur Sicherheit von JAK-Inhibitoren und Biologika und zu Strategien eines Therapieabbaus im Falle einer anhaltend stabilen Remission. Auch das Management von Komorbiditäten stand erneut im Fokus.
In Sachen Psoriasis-Arthritis (PsA) wurden Phase-II-Studien zu den beiden IL-23-Hemmern Risankizumab und Guselkumab vorgestellt Letzterer befindet sich bereits in Phase-III der Entwicklung. Kurz nach dem Kongress wurde nun auch Tofacitinib für die PsA zugelassen. Im Hinblick auf die ankylosierende Spondylitis (AS) lieferte eine Studie auch erste Hinweise zu additiven Effekten von NSAR (insbesondere Celecoxib) und TNFα-Blockern bei der Reduktion der radiologischen Progression. Positive Ergebnisse zur AS lieferten zwei Phase-II-Dosisfindungsstudien zum dualen IL-17A/F-Hemmer Bimekizumab und dem genetisch „modifizierten“ Anti-IL-17A-Antikörper BCD-085 – gleichsam die zunehmende Bedeutung dieses Therapieprinzips bei PsA und AS unterstreichend. Zum SLE wurden erneut Phase-II-Daten zu Ustekinumab und nun auch dem JAK-1/2-Hemmer Baricitinib vorgestellt, die vorsichtig optimistisch stimmen. Zur Therapie der systemischen Sklerose (SSc) wurden positive Ergebnisse einer Phase-II-Studie zum oralen CB2-Agonisten Lenabasum präsentiert, und therapierefraktäre digitale Ulzera zeigten ein z. T. gutes Ansprechen auf eine Injektion autologer Fettgewebszellen. Einen weiteren Schwerpunkt des Kongresses bildeten die Klein- und Großgefäßvaskulitiden.
Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass die Rheumatologie uneingeschränkt eines der spannendsten Medizinfelder ist. Auf ein Wiedersehen beim nächsten EULAR-Kongress vom 12.-15. Juni 2019 in Madrid, bevor im Jahr darauf das „Heimspiel“ vom 3.-6. Juni 2020 in Frankfurt/M. ansteht!
Prof. Dr. med. Ulf Müller-Ladner
Professur für Innere Medizin mit Schwerpunkt Rheumatologie
an der Justus-Liebig-Universität Gießen
und Ärztlicher Direktor, Abteilung für Rheumatologie und Klinische Immunologie
der Kerckhoff-Klinik GmbH, Benekestraße 2-8; 61231 Bad Nauheim